Medizinisch Aktuelles

 

Neues aus der Wissenschaft:

 

Ursachen für die Häufung von Infektionskrankheiten nach der Corona-Pandemie:

 

Seit der letzten Wintersaison kann ein gewisser Nachhol-Effekt von Infektionskrankheiten bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen beobachtet werden.

 

Woran liegt das?

 

Als Antwort wird teils der Begriff „Immunschuld“ (Englisch: „immunity debt“) genannt.

Es gibt keine konkrete Definition und auch kein einheitliches Verständnis, was damit gemeint ist. Oftmals aber wird er verwendet, um die Schwächung des Immunsystems durch zwei Jahre Pandemie mit Maßnahmen wie Maskentragen zu erklären.

Als „unglücklich“ bezeichnet den Begriff u.a. Johannes Hübner, stellvertretender Klinikdirektor und pädiatrischer Infektiologe des Dr. von Haunerschen Kinderspitals in München. 

Auch wenn dahinter ein realer Effekt stecke: denn wegen der ausgefallenen Infektionen seien die Kinder jetzt weniger vor diesen Erregern geschützt.

 

Ähnlich sehen das Expert*innen der Fachmagazine „Science“ und „Lancet“.

Sie nennen den Begriff „Immunitätsschuld“ zwar ebenfalls, sehen darin aber auch keine Immunschwäche, sondern eine Exposition-Lücke.

 

Wie kann man sich dies vorstellen?

 

Unser Immunsystem muss einen Erreger sehen, um sich davon ein Bild machen und Antikörper bilden zu können.

Einige Zeit nach einer Infektion gibt es dann auch nach den akuten Antikörpern die sogenannten Gedächtniszellen, die bei einer erneuten Infektion sofort wieder erneut passende Antikörper hervorbringen können. Diese Gedächtniszellen sind unser sogenanntes „immunologisches Gedächtnis“.

Sind wir häufiger mit Erregern in Kontakt, bekommt das immunologische Gedächtnis ständig neuen Input und Updates. 

Es passt sich auch an möglicherweise veränderte Erreger an und kann dadurch schneller auf eine Infektion reagieren. Und sind noch viele Antikörper vorhanden, bemerken wir eine Infektion möglicherweise gar nicht, weil keine Symptome entstehen.

Durch die Pandemie waren wir zuletzt mit weniger Erregern in Kontakt. 

„Als 'Schwächung' des Immunsystems durch die Maßnahmen kann man das aber nicht bezeichnen“, erklärt Reinhold Förster, Leiter des Instituts für Immunologie an der Medizinischen Hochschule Hannover. „Es ändert nichts an der grundsätzlichen und nachhaltigen Funktion unserer Körperabwehr. Sie hat nur einige spezifische Trainingseinheiten verpasst.“

Experten sehen diese verpassten Trainingseinheiten als wahrscheinlichsten Grund für die derzeit erhöhten Infektionszahlen. 

 

Besonders betroffen sind Babys und Kleinkinder - für sie ist es der Erstkontakt. Nach den Pandemiejahren betreffe das derzeit also drei Geburtenjahrgänge.

Verschärfend kommt hinzu, dass die hohen Infektionszahlen auf ein marodes Gesundheitssystem treffen. Auch der MFA- und Pflegepersonalmangel verschärft die Lage und bringt die Praxen und Kliniken an ihr Limit... .